KIES wird knapp!

Kies - der wichtigste heimische Rohstoff

Zahlreiche Medienberichte in den letzten Jahren drehten sich um eine drohende Knappheit des Massenrohstoffs Sand - wenige machen sich Sorgen um den noch wichtigeren Rohstoff Kies. 

 

Sand ist, sowohl als Bausand wie auch als Quarzsand, unbestritten ein sehr wichtiger Baurohstoff bzw. ein bedeutendes Industriemineral. Als Baurohstoff ist Kies aber mengenmäßig und auch vom Wert her wesentlich bedeutender. Dies kann man schon daran erkennen, dass Sand in Beton, dem wichtigsten Baustoff unserer Zeit,  unter den Gesteinszuschlägen mit ca. 35 % Anteil vertreten ist, während Kies oder auch Splitt aus gebrochenen Natursteinen bis zu 65 % ausmachen.

 

WAS IST KIES?

 

 Kies ist die Bezeichnung für ein Lockergestein (Sediment) mit einer Korngröße zwischen 2 und 63 mm. Feineres Sediment nennt man Sand (0,063 – 2 mm), noch feineres Schluff bzw. Ton.

 

Gröbere Gesteine werden als Steine (bis 200 mm Durchmesser), noch gröbere als Blöcke bezeichnet. Kies ist stets abgerundet, während Splitt (2 –  32 mm) bzw. Schotter (32 – 63 mm) gebrochen wurde, also kantig ist. Wegen der erforderlichen Verzahnung und Festigkeit im Gleiswegebau, wird dort nur Schotter eingesetzt. Aus den gleichen Gründen wird auch in der Asphaltherstellung bevorzugt Splitt (bzw. Kiessplitt) verwendet. Splitt bzw. Schotter kann Kies dagegen in fast allen Anwendungen substituieren.

 

Geologen unterteilen die Kiesfraktion noch weiter in Feinkies (2 – 6,3 mm Durchmesser), Mittel-kies (6,3 – 20 mm Durchmesser) und Grobkies (20 – 63 mm Durchmesser). In der Bauwirtschaft werden dagegen folgende Unterteilungen verendet: Feinkies (2 – 8 mm, „Körnung 2/8“), Mittelkies (8 – 16 mm, „Körnung 8/16“) und Grobkies (16 – 32 mm, „Körnung 16/32“). Gröberer Kies (größer 32 mm Durchmesser, „Überkorn“) wird im Garten- und Landschaftsbau und als Füllmaterial eingesetzt. Er findet ebenso in Mineralgemischen für den Straßenbau (Frostschutz- und Schottertragschichten (0 – 45 mm, 0 – 56 mm) Verwendung, kann aber auch zu Kiessplitt ge-brochen werden.

 

Nach der aktuellen Norm für Betonzuschlagstoffe werden Sande als „feine“ und Kies als „grobe“ Gesteinskörnungen bezeichnet. Die „groben Gesteinskörnungen“ werden nach der Norm noch einmal nach ihrer Kornzusammensetzung in enggestuft (z. B. 4 – 8 mm oder 8 – 16 mm) und weitgestuft (z. B. 4 – 32 mm oder 8 – 22 mm) untergliedert.

 

Kies ist, genau wie Sand, also lediglich eine Korngrößenbezeichnung und kann aus allen denk-baren Mineralen bestehen. Weltweit bildet sich Kies vor allem durch Abrundung von Gesteinsbruchstücken in Flüssen. So gibt es einzelne Kiesgerölle aus Granit, Gneis, Quarz, Sand- stein, Kalkstein oder auch aus anderen Gesteinsarten. Größere Mengen an Kiesen aus nur einer Gesteinsart treten relativ selten auf. Bei uns in Deutschland gibt es überwiegend Kiese aus verschiedenen Gesteinen und, an nur ganz wenigen Stellen, reine Quarzkiese.

 

Reine Quarzkiese sind ein äußerst begehrtes Produkt. Nach Waschung und Korngrößenklas-sierung finden sie und die aus ihnen produzierten Quarz-Edelbrechsplitte als besonders hochwer-tige und reinweiße Zuschlagstoffe in der Wasch- und Transportbetonindustrie, als Dach- und Zierkiese, als Filterkiese in der Wasseraufbereitung sowie im Brunnenbau Verwendung. Die in Niederbayern bis vor einigen Jahren abgebauten Quarzkiese waren zudem Ausgangsrohstoff zur Produktion von Roh- und Ferrosilizium in Nordostbayern, besaßen also eine sehr hohe volks-wirtschaftliche Bedeutung.

Praktisch sämtlicher in Deutschland gewonnener Kies wird als Baukies in der Bau- und Baustoff-industrie genutzt. In der Baustoffindustrie wird Kies verwendet zur Produktion von:

 

•  Transportbeton / Ortbeton

•  Betonfertigteilen (Palisaden, Rohre, Eisenbahn-

schwellen, Fertighausteile, Treppen, Fassaden-

steine, Betonmobiliar, Pflanzwandsysteme)

•  Betonwerksteinen (Boden- und Wandbeläge)

•  Betonpflastersteinen

•  Porenbeton und Porenbetonerzeugnissen

•  Asphalt (in Form von Kiessplitt)

Die Bauindustrie setzt Baukies ein als:

•  Frostschutzkies

•  Tragschichtkies

•  Drainagekies

•  Füllkies

•  Dachkies

 

Dazu wird Kies auch in mehreren Binnenwasserstraßen, besonders in Rhein und Elbe, regelmäßig kontrolliert eingebracht („Geschiebezugabe“), um einer natürlichen Vertiefung des Flussbetts

entgegenzuwirken.

 

Größter Abnehmer von Baukies in Deutschland ist die deutsche Transportbetonindustrie. Im Jahr 2018 verwendete sie zur Produktion von knapp 52,7 Mio. m3 Transportbeton 96,0 Mio. t Gesteinskörnungen, darunter ca. 42,2 Mio. t Kies. Für die Produktion von Betonfertigteilen und Betonwaren wurden weitere ca. 11,7 Mio. t Kies benötigt. Zusätzliche 4,5 Mio. t Kies wurde in gebrochener Form als Kiessplitt zur Asphaltproduktion verwendet.

 

Im Tiefbau kamen im Jahr 2018 53,6 Mio. t Frostschutzkies und 27,5 Mio. t Tragschichtkies zum Einsatz.

 

KIES IN DEUTSCHLAND

 

Gewinnung

Die Produktion von Baukies (gemeinsam mit Bau-sand) und Quarzkies (gemeinsam mit Quarzsand) sowie gebrochenem Naturstein (Schotter/Splitt) in Deutschland wird statistisch vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) e.V. erfasst. Laut MIRO (2019) gab es im Jahr 2018 in Deutschland – seit dem Jahr 1998 in stets fallender Anzahl:

 

•  1.910 Gewinnungsstellen von Sand und Kies,in denen 13.370 Mitarbeiter beschäftigt waren

sowie

•  742 Gewinnungsstellen von gebrochenem Naturstein, in denen 8.900 Personen beschäftigt

waren.

 

Verkauft wurden im Jahr 2018:

 

•  259 Mio. t Bausand und -kies im Wert von 1,733 Mrd. € (= 6,69 €/t)

•  226 Mio. t gebrochener Naturstein im Wert von 1,632 Mrd. € (= 7,22 €/t) sowie

•  10,7 Mio. t Quarzsand und -kies im Wert von 221,1 Mio. € (= 20,66 €/t)

 

Da bis auf kaum noch vorhandene Vorratshalden (s. u.) von der deutschen Gesteinsindustrie nur bei entsprechendem Bedarf produziert wird, entspricht die Verkaufsmenge auch in etwa der

Produktionsmenge. Geschätzte 60 % der produzierten Menge an Baukies und -sand ist Kies; dies

entspricht rund 155 Mio. t.

 

Nach detaillierten Recherchen der BGR zur Gewinnung und Verwendung von Quarzrohstoffen in Deutschland (Elsner 2016), wurden im Jahr 2014 in Deutschland in sechs Gewinnungsstellen ca. 620.000 t Quarzkies und in 41 Gewinnungsstellen ca. 9,4 Mio. t hochwertiger Quarzsand produziert, was in etwa mit den Daten des MIRO e.V. für das betrachtete Jahr (9,9 Mio. t Quarzsand und -kies) übereinstimmt. Außerdem gibt es in Deutschland zahlreiche weitere Gewinnungsstellen, die Quarzkiese geringerer Qualität liefern. Diese Kiese finden als normale Baukiese Verwendung.

 

Der Artikel basiert inhaltlich auf:  „KIES – DER WICHTIGSTE HEIMISCHE BAUROHSTOFF! von Harald Elsner und Michael Szurlies“ aus Commodity TOP NEWs 62 (BGR, DRA)

Dyn. Kontaktformular

Wir antworten in Kürze