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Restaurierung der Kanzeluhr in der Marienkirche zu Torgau

Die Kanzeluhr

Abb. 1: Befestigung an der Kanzel

Abb. 2: Klebeband an Verbindung

Jüngst wurde die historische Kanzeluhr in der Marienkirche zu Torgau durch Einhart Grotegut demontiert und in mühevoller Kleinarbeit wieder aufgearbeitet.

 

Die im 14. Jahrhundert erbaute historische Marienkirche zu Torgau beinhaltet neben vielen anderen Schätzen auch die aus dem Jahre 1582 stammende Kanzel. Daran montiert ist eine sogenannte Kanzel- oder auch Predigtuhr, welche Ende des 17. Jahrhunderts montiert wurde. Die Bezeichnung dieser damals neuen technischen Einrichtung entstand im 16. Jahrhundert.

 

Die – oft aus 4 Sanduhren bestehende – schlaue Einrichtung wurde verwendet, um einerseits dem predigenden Geistlichen ein Zeitgefühl für seine Predigt zu vermitteln und andererseits den Gläubigen einen Anhalt zu vermitteln, wie lange die Predigt noch dauern wird. In der 4er Variante sind die Sanduhren dabei so aufgebaut, dass sie in ¼, ½, ¾ oder 1 Stunde durchgelaufen sind. Eine Zeiteinschätzung war auch in armbanduhrfreien Zeiten nicht nur recht genau, sondern auch weithin sichtbar.

 

Im Laufe der vielen Jahrzehnte seit der letzten Revision hat die Kanzeluhr deutlich gelitten und wurde in den vergangenen Monaten restauriert.

 

Neben den reparaturwürdigen Teilen der Uhr bestand auch die Gefahr, dass sich bei einem Wendevorgang die Haltemutter plötzlich löst und die Uhr abstürzt. Als eine der ersten Maßnahmen nach der Demontage wurde die Achse mit einem Splintloch gesichert und anstelle der modernen eine historische Mutter angebracht (Abb. 1 ).

Schäden an der Uhr waren vor allem ein mit Klebeband notdürftig fixiertes teilweise defektes Flaschenpaar, nicht originale Ersatzflaschen (wahrscheinlich aus dem 20. Jahrhundert) sowie Ausbrüche an den Schnitzereien (Abb. 2). Das Gehäuse wurde mittels eines hauchdünnen  Sägeblattes am Spalt zwischen Kappe und Säulen geöffnet, da die ursprüngliche Konstruktion keine Revision vorsah. Die beschädigten Zapfen wurden herausgefräst und durch neue ersetzt (Abb. 3). Die Bruchstellen wurden durch Schnitzwerk aus Lindenholz ersetzt und anschließend der historischen Fassung angeglichen (Abb. 4 + 5).

 

Die Flaschen selbst konnten gereinigt und wieder verwendet werden. Eine Analyse des Sandes ergab, dass alle Flaschen mit derselben Sandmischung gefüllt waren. Es handelte sich um einen hellen Quarzsand mit einer sehr speziellen Sieblinie und Korngröße. Die unterschiedlichen Durchlaufzeiten der Flaschen ergeben sich durch unterschiedliche Füllmengen sowie Variationen bei den Düsenöffnungen (Abb. 6).

 

EUROQUARZ konnte durch immer wieder variierte Sandmischungen die empirischen Versuche unterstützen. Die Versuche zeigten, dass die Durchlaufzeit immer einer Toleranz unterliegt (bis zu 4 min/h). Dieser nach heutigen Maßstäben eher unbefriedigende Wert dürfte zur Zeit der Erstellung der Kanzeluhr als exakt empfunden worden sein. Vor dem Zusammenfügen der Flaschenpaare wurden die Holzringe der alten Steckverbindung mit neuen Düsen aus 0,8 mm starkem Messingblech versehen und eingeklebt. Es zeigte sich, dass die Flaschen teilweise besonders gereinigt werden mussten, da Sand an der Wandung der Flaschen haften blieb (Abb. 7).

 

Beim Einsetzen der Flaschenpaare ins Gehäuse wurden auf der Viertelstundenseite die vorhandenen Flaschenpolster aus MDF Platte beidseitig durch Bleitafeln ersetzt, um einen achsbezogenen Gewichtsausgleich zu erreichen. Die restlichen Flaschenpolster wurden in ihrer Stärke so reduziert, damit ein bestmöglicher Verschluss des Gehäuses erzielt werden konnte.

 

Die gesamte Konstruktion wurde so gebaut, dass Sie ohne größere Schwierigkeiten wieder demontierbar ist (Abb. 8 + 9).

 

Abb. 3: Neue Zapfen

Abb. 4: Schnitzwerk ersetzt

Abb. 5: Kaschiert mit Goldfarbe

Abb. 6: Messingdüsen

Abb. 7: Anhaftungen an der Flasche

Abb. 8: Fertige Uhr 1

Abb. 9: Fertige Uhr 2

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