Hinweise zur Probenahme
Zuverlässige Ergebnisse der Siebanalyse (Bestimmung der Korngrößenverteilung)
und anderer Untersuchungen bedürfen der fachgerechten Probenahme und der richtigen Handhabung der vorgeschriebenen Geräte.
Probenahme bei Sackware
Wenn der gesamte Inhalt eines Sackes auf die Korngrößenverteilung (Sieblinie) oder Unter- und Überkorn untersucht wird, stellt der Sackinhalt die repräsentative Probe dar, sodass sich das Problem der fachgerechten Probenahme nicht stellt. Der Sackinhalt ist durch Riffelteiler oder durch fachgerechtes Vierteln mengenmäßig auf die gewünschte Analysengröße einzuengen.
Eine repräsentative Probe wird auch folgendermaßen hergestellt: an allen vier Ecken und in der Mitte des flach liegenden Sackes werden von der Oberfläche bis zur tiefsten Stelle mit einer Schaufel Einzelproben entnommen und zu einer Sammelprobe vereinigt, die ggf. nach entsprechender Einengung untersucht werden kann und verlässliche Analysenergebnisse ermöglicht.
Sollen eine Vielzahl von Säcken beprobt werden, so ist eine Mischprobe aus den repräsentativen Proben aller relevanten Säcke zu bilden.
Probenahme aus einem Silo-Lkw
Die Entnahme von Proben aus dem liegenden Silobehälter bei geöffnetem Domdeckel ist nicht repräsentativ. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Proben in unterschiedlicher Höhenlage aus dem Silobehälter entnommen werden. Ebenso wenig ist eine einzelne Probe repräsentativ, die unmittelbar aus dem Silo-Auslauf (Euter) des Silobehälters oder während des Entladens entnommen wird.
Das liegt an folgenden physikalischen Einflüssen:
Bei der Befüllung des Silo-LKWs fällt die Körnung (Korngruppe, Korngemisch) im freien Fall in den Silobehälter. Dabei entmischt sich die homogene Körnung - mehr oder weniger je nach dem Körnungsaufbau und der Weite zwischen unterem und oberem Nennkorn - in einzelne Kornfraktionen, wobei die größeren Gesteinskörner weiter von der Aufprallstelle wegrollen als die kleineren. Körnungen, die der Fuller-Parabel nahekommen und deshalb einen relativ geringen Hohlraumgehalt aufweisen, neigen nicht zu Entmischungen.
Während des Transports im Silo-Lkw über die Straße flachen die Schüttkegel der einzelnen Haufwerke ab: die gröberen Körner in den Schüttkegeln drängen durch die Fahrzeugbewegungen nach außen, während die feineren Körner in die Hohlräume zwischen den gröberen Körnern gerüttelt werden. Dadurch gelangen die gröberen Körner im Haufwerk nach oben, und es entsteht eine gewisse Verdichtung des Korngemisches.
Beim Entladen aus dem Silo-Lkw stammt die auslaufende Körnung zunächst aus dem unteren und mittleren Bereich des Silos, also zunächst aus dem grobkörnigen und dann aus dem feinkörnigeren Bereich. Nach und nach entsteht in der Mitte des Silos eine Fließöffnung - ähnlich wie bei einem Wasserstrudel. Die außen lagernden (gröberen) Körner brechen in die Mitte ein und fließen gemischt mit den feineren aus dem Silo. Der Vorgang ist nicht regelmäßig, sondern erfolgt nach und nach und hängt von den tatsächlichen Gegebenheiten ab, wie z.B. von der konkreten Körnung, der Entladegeschwindigkeit, der Silogeometrie sowie der Silofüllhöhe.
In jedem Fall ist also die an einer einzigen Stelle beprobte Kornzusammensetzung einer Lieferung im Silo-Lkw zufällig.
Eine repräsentative Probe aus einem Silo ist daher nur durch Bildung einer Mischprobe aus mehreren Proben aus dem auslaufenden Materialstrom des Silos möglich, wobei die Proben gleichmäßig über die gesamte Entladezeit verteilt entnommen werden müssen. Diese Methode birgt jedoch ein hohes Verletzungsrisiko.
Was verlangt die Norm?
Relevante Aussagen finden sich in den Normen EN 12904, EN 932 und ISO 2591-1.
Die europäische Norm EN 12904 Quarzsand und Quarzkies zur Wasserfilterung bestimmt in Ziffer 7.2 Analysen:
"Die Korngrößenverteilung muss an einer Probe bestimmt werden, die unmittelbar am Ort der Produktion entnommen wurde."
Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die entnommene Probe repräsentativ ist. Wir geben auf Wunsch dem LKW-Fahrer eine Probe mit, die während der Befüllung des Silo-LKWs entnommen wurde.
Die EN 932 Prüfverfahren für allgemeine Eigenschaften von Gesteinskörnungen, Teil 1 Probenahmeverfahren; ähnlich ISO 2591-1, regelt, dass Gesteinskörnungen vorzugsweise als Querschnittsprobe vom ruhenden Transportband in der Aufbereitungsanlage des Herstellers oder aus dem vollen Materialstrom entnommen werden. Einzelproben für eine Durchschnittsanalyse sollten in regelmäßigen zeitlichen Abständen entnommen werden, während das Los in Bewegung ist. Ein Los ist definiert als eine Produktionsmenge, Liefermenge oder Lagermenge, die zur selben Zeit unter Bedingungen hergestellt wurde, die als einheitlich angesehen werden.
Stand August 2009