Rohstoffe unverzichtbar
Im Laufe seines Lebens nutzt jeder von uns durchschnittlich 574 t mineralische Rohstoffe, inkl. Metalle. Das sind 7,2 t mineralische Rohstoffe im Jahr oder 19,6 kg pro Tag. Mineralische Rohstoffe begleiten uns unser gesamtes Leben.
Im Jahr 2015 wurden in Deutschland über 572 Mio. t mineralische Rohstoffe im Wert von knapp 7,2 Mrd. € gewonnen. Hierbei handelt es sich vor allem um Sand und Kies, gebrochene Natursteine, Kalk-, Mergel- und Dolomitstein, Lehm, Quarzsand und -kies sowie Kali- und Steinsalz. Alle weiteren Rohstoffe, insbesondere die Metalle, sind in Deutschland nur untergeordnet oder gar nicht in Form derzeit wirtschaftlich abbauwürdiger Lagerstätten vorhanden und müssen daher überwiegend oder vollständig importiert werden. Rund 4.000 Steinbrüche, Ton-, Kies- und Sandgruben bzw. Baggerseen sowie etwa 30 Bergwerke waren im Jahr 2015 deutschlandweit in Produktion. Ungefähr 35.000 Mitarbeiter in der rohstoffgewinnenden Industrie sowie 110.000 Beschäftigte in der direkten weiterverarbeitenden Industrie erwirtschafteten im Jahr 2015 einen Umsatz von rund 30 Mrd. €.
Die heimische Rohstoffproduktion verringert die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Weltmarkt und der damit verbundenen Preis- und Lieferrisiken. Die hier produzierten mineralischen Rohstoffe sind die Grundlage vieler inländischer Wirtschaftszweige und damit der Wertschöpfung in Deutschland. Zu den vielen Wirtschaftszweigen, die diese heimischen Rohstoffe in ihrer Produktion oder in vorgelagerten Produktionsketten benötigen, gehören die Automobilindustrie (z. B. Schwerspat für Brems- und Kupplungsbeläge und schalldämpfende Kunststoffe), die Metallindustrie (z. B. Quarzsand für Gussformen), die Elektroindustrie (z. B. Feldspat für Elektrokeramik), die chemische und pharmazeutische Industrie (z. B. Chlorverbindungen aus Steinsalz in vielen Kunststoffen und Medikamenten), die Bauindustrie (z. B. Sande, Kiese), die Land- und Forstwirtschaft (z. B. Kalidünger), die Lebensmittelindustrie (Steinsalz zum Würzen, Konservieren) sowie die Papier-, Farben-und Glasindustrie (z. B. Fluor- und Bariumverbindungen für technische und optische Gläser).
Auch die Energiewende ließe sich ohne eine ausreichende Verfügbarkeit von mineralischen Rohstoffen, z. B. für die Herstellung von Windkraftanlagen (ca. 2.000 t mineralische Rohstoffe für eine 3-MW-Windkraftanlage), nicht umsetzen.
Jeder Rohstoffabbau ist mit einem Eingriff in Natur und Landschaft verbunden und steht auch in Konkurrenz zu anderen Nutzungen. Mineralische Rohstoffe werden in Deutschland daher nur unter strengen Auflagen auf der Basis gesetzlicher Grundlagen gewonnen. Die bundesweit für den Abbau mineralischer Rohstoffe immer nur vorübergehend in Anspruch genommene Fläche betrug im Jahr 2015 etwa 0,45 % der deutschen Gesamtfläche. Nach Abbauende steht diese Fläche wieder für andere Nutzungen zur Verfügung. Ehemalige Abbaustellen sind dabei, sofern sie renaturiert und nicht für eine landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Nachnutzung rekultiviert werden, wichtige Rückzugs- und Lebensräume für bedrohte Arten. Zahlreiche Amphibien, Reptilien, Insekten und Vögel sowie Pfl anzen sind in unserer Kulturlandschaft selten geworden und finden in Kies- und Tongruben, Steinbrüchen und am Rande von Baggerseen ein neues Zuhause.
Deutschland ist reich an mineralischen Rohstoffen, vor allem an Baurohstoffen und an Steinsalz. Dabei sind die wirtschaftlich abbaubaren und vor allem hochwertigen Lagerstätten selten. Alle mineralischen Rohstoffe sind jedoch endlich. Außerdem sind Rohstofflagerstätten aus geologischen Gründen ortsgebunden und regional unterschiedlich verteilt. Dies muss im Rahmen der Raumplanung besonders berücksichtigt werden. Im Raumordnungsgesetz ist eine vorsorgende Rohstoffsicherung vorgesehen. Damit auch künftigen Generationen eine entsprechende Rohstoffbasis zur Verfügung steht, ist eine langfristige Sicherung der natürlichen Rohstoffressourcen notwendig. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, inwieweit die gängigen Planungszeiträume von zehn Jahren geeignet sind, eine langfristige Sicherung tatsächlich Die rohstoffeffiziente, ökologische und sozial verantwortliche Nutzung von Rohstoffen fördert die gesellschaftliche Akzeptanz der Rohstoffgewinnung. Sie wird benötigt, da auch in Zukunft mit einem weltweiten Wachstum des Rohstoffbedarfs zu rechnen ist. Trotz der Zunahme der recycelten Mengen wird die Gewinnung primärer Rohstoffe – je nach Rohstoff – daher auch weiterhin einen bedeutenden Beitrag an der weltweiten Rohstoffversorgung leisten.
Herausgeber: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe; Stilleweg 2; 30655 Hannover